Der Fadenbach - eine Initiative zur Revitalisierung


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letzte Änderung:

15.09.2002
 

 

Die Donau und ihre Regulierung:

Das Urbild der Donau zeigt im Marchfeld – beginnend ab der Korneuburger Pforte bis zur March – eine stark verzweigende Tendenz. Der in zahlreiche Arme aufgeteilte Strom bildete dabei immer wieder neues Land – altes wurde hingegen wieder weggerissen. Noch heute tragen viele der ehemaligen Aufschüttungen und Inseln die damals dafür typischen Bezeichnungen “Haufen“ „Schüttel“ „Wörth“ oder "Grund".


Steinwurf an der Donau bei Schönau,                                Foto: H. Mooss

Donauregulierung
Mit der Donau-Regulierung wurde die Beweglichkeit der Donau auf das künstlich reduzierte Bett beschränkt. Doch auch im Korsett zwischen Steinböschungen, Buhnen und Leitwerken entstehen heute noch immer wieder Untiefen und Kolken (tiefe Stellen).

Veränderungen
Der Ablauf dieser  - im beschränkten Ausmaß noch immer möglichen - Phänomene folgt nach alten Berichten in einer Regelmäßigkeit von ca. 1700 Metern, und zeigt nach jedem größeren Hochwasser neue Veränderungen.


Uferanriss und Anlandung im Donauarm                             Foto: H. Mooss

Durch die fortscheitende Einbeziehung der Auen in die kommerzielle land(wirt)schaftliche Nutzung gewann das Thema "Grenzerhaltung" zunehmend an Bedeutung. Ablandungen bedeuteten dabei "Grundverlust" und Anlandungen galten als Gewinn. Dass diese Geländeverschiebungen ein Jahrtausende altes ökologisches Nullsummenspiel darstellen, wollten - vor allem die vermeintlichen "Verlierer" - nicht mehr wahrhaben. So gehörte es bald zum guten Ton, den Bächen und Flüssen ihre Freiheit zu nehmen. Dies galt natürlich auch für den großen Strom - die Donau.


Anlandung nach dem Hochwasser im März 2002             Foto: H. Mooss
 

Hochwasser
Wie so viele Donauarme wurde auch der Fadenbach im Jahre 1905 durch den Hubertusdamm von der Donau abgeschnitten. Grund dafür waren jedoch weniger die oben erwähnten Veränderungen im Bereich des Eigentums, sondern vielmehr die ständig wiederkehrenden Hochwässer, die gelegentlich auch ganze Ortschaften vernichteten.

Die Katastrophe von Kimmerleinsdorf
Ein Ort, der gleichsam über Nacht in den Fluten versank, war Kimmerleinsdorf - eine bereits 1308 erwähnte Siedlung, etwa 6 km östlich von Groß-Enzersdorf. In einer Märznacht des Jahres 1830 brach das Hochwasser - verbunden mit einem gewaltigen Eisstoß - mit so großer Geschwindigkeit über den Ort herein, dass viele Menschen und Tiere den Tod fanden und fast alle Gebäude zerstört wurden. Unter den drei Bauwerken, welche der Zerstörung durch die Wassermassen entgingen befand sich die Kirche, die jedoch wegen der schweren Beschädigungen abgetragen werden musste. Der an der alten Stelle neu errichtete Ort erhielt den Namen "Franzensdorf", da er mit Unterstützung des damals regierenden Kaisers Franz I. von Österreich gebaut wurde.
 


 

Noch zwei Tage vor der Katastrophe von Kimmerleinsdorf - am 28.2.1830 - hatte die Chronik von Wien über zwei verheerende Eisstöße berichtet, die vor allen die Vorstädte Rossau, Leopoldstadt, Weissgärber und Erdberg heimsuchten und 74 Menschenleben forderte. Am 1. März um 14 Uhr wird in Wien mit Erleichterung zum ersten Mal das Sinken des Wasserstandes festgestellt: das Eis und die Wassermassen hatten ihren Weg gefunden - und auf diesem lag Kimmerleinsdorf....

Überschwemmung
Zur Zeit der Überflutung galten die vom Hochwasser heimgesuchten Orte als Stätten des Grauens, die nur mit Kähnen zu erreichen waren. Immer wieder wird in alten Aufzeichnungen beklagt, dass durch die Fluten komplette Ernten vernichtet und das Heu von den Wiesen weggetragen wurde.


Nach dem großen Hochwasser, 29.3.2002                              Foto: H. Mooss

Im Jahre 1464 wird von einer Überschwemmung berichtet, bei der „kaum die höchsten Bäume hervor gesehen hätten“. Aus diesen Gründen entstanden schon im 17. Jahrhundert erste Pläne zur Sicherung des Marchfeldes vor Überschwemmungen. Alte Dammprojekte, wie z.B. der Neusiedldamm bei Orth, der Damm um die Poinleräcker, der Damm von Wörtl, sowie der alte Damm von Eckartsau nach Orth (1779) blieben nur Stückwerk, das im Ernstfall keinen ausreichenden Schutz bot.

Doch auch die Dämme im Bereich von Wien konnten damals nicht immer Katastrophen vermeiden. Im Jahre 1635 wird vom Bruch des Dammes bei Lagenzersdorf berichtet, wobei sich große Wassermassen ihren Weg in Richtung nordöstlich der Donau gesucht hätten. Die Tatsache, dass die Donau auch im 18. Jahrhundert durch Hochwässer zahlreiche Nebengerinne östlich vom Bisamberg bildete, bestärkte die Befürchtungen, dass sie möglicherweise ihren Hauptarm über Strebersdorf, Jedlesee, Gerasdorf, Leopoldau und Großenzersdorf verlegen könnte. Immer wieder hatte sie die Tendenz gezeigt, in Richtung Marchfeld auszuweichen.

So entstand bereits im Jahre 1727 von Kaiser Karl VI und später von Maria Theresia der Plan, einen durchgehenden Hochwasserschutz von Stockerau bis zur March zu errichten. Unter Josef II. wurde der Hubertusdamm - benannt nach seinem Erbauer  Ingenieur Hubert - in Angriff genommen; dieses erste große Vorhaben wurde jedoch  bereits im Jahr 1787 durch ein Hochwasser im Bereich der „Schwarzen Lacken“ wieder zerstört.


Der Hochwasserschutzdamm bei Orth a.d. Donau

Der Schutzdamm
Mehr als 100 Jahre später erfolgte dann die Realisierung des Gesamtprojekts: 1882 begann man - von Wien ausgehend - den  großen Hochwasserschutzdamm zu errichten . 1890 erreichte der Damm Orth an der Donau, und wurde im Jahre1905 bis hin zur March vollendet.

Leider war der Damm ohne nähere Rücksicht auf die Bodenverhältnisse - gleichsam mit dem Lineal - trassiert worden. Dies führte nicht nur zu Mehrkosten (z.B. verläuft der Damm bei Schönau direkt im  Schönauer Arm und musste in langwieriger Arbeit aus Bruchsteinen aufgeschüttet werden), sondern auch zur Abtrennung vieler Donauarme. Als tragisches Beispiel gilt sowohl der Fadenbach, als auch der Rosskopfarm/Narrische Arm, der vier Mal vom Damm unterbrochen wurde.

Flussverbau
In gleicher Weise wurde das Bett der Donau durch je einen uferseits laufenden Treppelweg eingeengt. Steinbuhnen und Traversen wurden aufgeschüttet, um den Strom immer wieder in sein neu konstruiertes Bett zu zwängen.


Traverse bei Schönau                                                                Foto: H. Mooss

Nebeneffekte, dass dadurch die Fließgeschwindigkeit des Flusses erhöht werden könnte, spielten damals noch keinen Rolle. Erst der Effekt der Eintiefung, der durch diese Maßnahmen verstärkt oder eigentlich erst ermöglicht wurde, ließ in den letzten Jahrzehnten die Sinnhaftigkeit einiger dieser technischen Maßnahmen fragwürdig erscheinen.


Wieder an die Donau angebunden: die "Große Binn",       Foto: H. Mooss

Gewässervernetzung
So wurde in den letzen Jahren auf beiden Donauufern innerhalb ausgewählter Abschnitte der Treppelweg entfernt oder abgesenkt, wodurch eine Durchströmung der abgeschnittenen Altarme – wenngleich nur im Bereich innerhalb des Hochwasserschutzdammes – ermöglicht wurde  (s.a. Bilddokumentation).

Diese ökologisch begrüßenswerten Aktivitäten werden gegenwärtig seitens der Nationalpark Donauauen GmbH mit Erfolg fortgesetzt.

Literatur: u.a. H. Willinger, 1966, "Orth an der Donau"

(Text in Arbeit - Anregungen und Informationen sind willkommen)

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